Ein Jahr Pandemie - Unser Rückblick auf das Arbeitsleben

Die Pandemie begleitet uns nun knapp ein Jahr und damit auch das Arbeiten von zu Hause – das ist wirklich kein Grund zum Feiern, aber ein Anlass, zu reflektieren.

Konferenzraum im subshell-Büro
Keiner da. In der Corona-Pandemie bleibt das subshell-Büro leer (Bild: subshell/CC BY)

Wie sieht unser “neues Normal” aus und wohin wird es möglicherweise gehen? Darüber spreche ich mit  Andreas N. (Tester), Isabelle (studentische Entwicklerin), Philip (Entwickler) und Sebastian B. (Tester).

Andreas, bei dir sehen wir auf dem Screen einen virtuellen Hintergrund, von wo aus bist du gerade zugeschaltet, wo sitzt du und was siehst du von dort? 

Andreas N.: Ich sitze an meinem Schreibtisch, in einem Arbeitszimmer, wo ich sonst auch sitze, umgeben von vier Monitoren und hinter mir ist ein großer Haufen total gemütliches Gerümpel. Ich schaue vor mir aus dem Fenster auf den Schanzen-Wasserturm.   

Sebastian, Isabelle, Philip - von wo seid ihr gerade zugeschaltet? 

Sebastian B.: Baulich bedingt ist unser Arbeitsraum im Keller, aber mit Gerümpel kann ich auch dienen. 

Isabelle: Ich bin jetzt in Hamburg bei meinem Freund, sonst zu Hause bei der Familie in meinem Zimmer. 

Philip: Ich sitze in meiner Wohnung in meinem Arbeitszimmer, mit Blick aufs Nachbarhaus, auf den Nachbarbalkon. Aus dem anderen Fenster sehe ich die anderen Nachbarhäuser, es ist hier schön ruhig, hier sind keine Wassertürme und kein Verkehr. 

Wir sind nun knapp ein Jahr im Homeoffice. Fehlt euch das Arbeiten im Büro, wenn ja, was fehlt euch am meisten?

Isabelle: Was mir fehlt, ist die spontane Interaktion zwischendurch, das Kickern und Tischtennis spielen. Also auch die Möglichkeit, mich nach langen Meetings zusammen mit anderen zu bewegen und gemeinsam Mittag zu essen. 

Philip: Ich vermisse die Arbeit im subshell-Büro absolut. Ich war schon vorher nie begeistert vom Homeoffice. Ich habe zwar mittlerweile sehr viele Vorteile darin erkannt, aber das Zusammensitzen mit den Kollegen, das ´Rüberrufen, das zusammen Mittagessen, das macht für mich einen essenziellen Grundbaustein des Arbeitsalltags aus und der fehlt jetzt einfach. Auch wenn wir nun in Teamspeak virtuell zusammen sitzen und per Audio in den Raum rufen können, ist es nicht das Gleiche wie im Büro. 

Es fällt mir außerdem schwerer, die Arbeit vom Alltag zu trennen, es gibt ja zur Zeit nicht den Weg ins Büro oder den Weg zurück, auf den man sich mental vorbereiten oder eben abschalten kann. Ich sitze hier in meinem Raum, wo ich auch Privates mache, zwei Meter weiter ist mein Wohnzimmer. Das ist einfach nicht besonders schön. Ich werde, wenn es wieder “normal” wird, auch Homeoffice machen, aber garantiert nicht mehr als ein- bis zweimal die Woche.

Sebastian und Andreas, fehlt euch das Büro?

Sebastian B.: Was ich ein wenig vermisse, sind die Gespräche, die eben nicht die Arbeit betreffen, wie Isabelle schon sagte, diese spontanen Aktionen zwischendurch. Wenn ich wieder die Wahl habe, würde ich allerdings weiterhin auch das Homeoffice nutzen, weil ich es angenehmer finde und der Störfaktor geringer ist. Und umgekehrt ist es kommunikativer – wenn ich etwas von Tommy möchte, kann ich das direkt machen, ohne dass ich dabei Feri nerve, der im selben Büro sitzt. Über das Jahr hinweg hatte ich den Eindruck, dass die Kommunikation in unserem Team insgesamt zugenommen hat. Das Homeoffice ersetzt aber natürlich keine Kickerrunde. 

Andreas N.: Ich glaube auch, dass die Kommunikation zugenommen hat und nun intensiver ist, da man direkt mit einer Person spricht und den Bildschirm teilen kann. Das geht besser als vorher. Was fehlt, sind die beiläufigen Kontakte, wenn dann manchmal Leute in das Büro kamen, die mich auf irgendwas hingewiesen oder aufmerksam gemacht haben. Ich bin vorher auch kein Fan vom Homeoffice gewesen, aber mittlerweile find ich´s echt gut. Die Trennung von Arbeits- und Freizeit fällt mir nicht so schwer.

Was war oder ist für euch persönlich die größte Herausforderung beim Arbeiten zuhause?

Andreas N.: Morgens aufzustehen (lacht), nein - vielleicht das Problem aufzuhören, aber das ist auch okay.

Philip: Das mit dem morgens Aufstehen ist bei MIR wirklich so ’ne Sache. Das Homeoffice hat meinen Alltag auf den Kopf gestellt. Ich hab’s vorher geschafft, um kurz vor sieben aufzustehen, um 8:29 ist meine S-Bahn gefahren und um Viertel vor neun war ich dann im Büro. Jetzt bin ich froh, wenn ich es schaffe, vor halb neun aus dem Bett zu steigen. Mit Glück schaff ich’s, vor dem Daily Stand-Up gefrühstückt zu haben – und das geht seit Beginn des Wechsels nach Hause so. Früher hatte ich zu dieser Zeit schon gefrühstückt und saß an meinem Platz im Büro. Außerdem bin ich früher immer zu Fuß vom Hauptbahnhof in die HafenCity und zurück gegangen und diese Bewegung fehlt jetzt auch. 

Sebastian B.: Bei mir ist es genau das Gegenteil - der Tagesrhythmus hat sich kaum geändert. Ich fange früher an, weil ich die Fahrzeit nicht habe. Im Umkehrschluss schaffe ich es meistens nicht, pünktlich Schluss zu machen. Sonst hab ich um 16:15 Schluss gemacht, weil die Bahn fuhr, das fehlt hier, weil der Weg wegfällt. Der Absprung in den Feierabend fällt mir schwer. Aber wie Philip meinte, Bewegung ist auch bei mir ein Thema. Wenn ich nichts mache und den ganzen Tag am Schreibtisch sitze, bin ich abends platt. Da muss ich mich mittags aufraffen, laufen zu gehen, das beeinflusst schon den Tagesrythmus.

Isabelle: Bei mir gibt es keine Herausforderung, sondern einfach eine Veränderung. Meine Morgenroutine ist jetzt eine andere. Der Wecker hat vorher morgens um halb fünf geklingelt, damit ich um spätestens sieben im Büro anfangen konnte, pünktlich Feierabend machen und in die Uni konnte. Es ist sicher gesund, dass ich nicht mehr so früh aufstehe, aber mittlerweile bin ich froh, wenn ich um neun aus dem Bett komme. Das Homeoffice hat etwas Positives, weil ich endlich Schlaf bekomme und daher wieder einen gesunden Tagesrhythmus habe. 

Es ist spannend, wie unterschiedlich ihr das Arbeiten im Homeoffice beurteilt. Das spiegelt, denke ich, auch gut wieder, wie es insgesamt bei subshell ist, nämlich sehr individuell. Alle arbeiten unter verschiedensten Bedingungen. 

Isabelle: Ja, wobei sich auch die Einstellung zum Begriff „Zuhause“ ändert. Ich sehe jetzt die Möglichkeit, nach dem Studium nicht unbedingt in Hamburg oder der näheren Umgebung wohnen zu müssen, jemand aus unserem Team Korora hat nun vor, auf’s Land zu ziehen, weil das eben geht, wenn man remote arbeitet. Eine andere Möglichkeit ist es, theoretisch auch mal aus dem Urlaubsort zu arbeiten.

Landhaus
Arbeitsorte neu gedacht (Bild: subshell)

A propos, wie verändert sich in euren Augen das gemeinsame Entwickeln und die Zusammenarbeit im Team? 

Philip: Dadurch, dass wir durch die neue Situation gezwungen waren, neue Tools auszuprobieren, hat sich das gemeinsame Entwickeln sicher verbessert. Konzentrieren kann ich mich hier zu Hause genauso gut wie im Büro. Wenn es im Büro zu viel Gerede gab, habe ich meine Kopfhörer aufgesetzt und Musik gehört. Das hilft mir sowieso immer, mich zu konzentrieren. Grob gesagt hat sich nicht viel verändert. 

Isabelle: Die Kommunikation läuft innerhalb unseres Teams echt gut. Wir benutzen manchmal zum gemeinsamen Entwickeln IntelliJ mit Code With Me. Aber meistens teilt einer seinen Bildschirm und wir reden über Google Meet. 

Andreas N.: Die Technik hat zur Verbesserung der Kommunikation geführt, vor allem die neue Routine, den Bildschirm zu teilen. Wenn es nach dem Lockdown wieder einen Mischbetrieb mit einigen Leuten zu Hause und einigen im Büro geben sollte, werden wir solche Technologien sicher weiter nutzen. 

Philip: Sehe ich auch so. Jetzt haben wir gezwungenermaßen Tools, denen wir vorher eher skeptisch gegenüber waren, erprobt und werden so zukünftig Leute im Homeoffice viel besser einbinden können. In einem Mischbetrieb sollten wir alle Vorteile der Kommunikation aus der aktuellen Zeit behalten.

Wie wird das Arbeiten in Zukunft aussehen? 

Isabelle: Ich denke, zukünftig arbeitet man im Mischbetrieb. Ich wünsche mir, dass die Anwesenheit im Büro nicht erzwungen wird, so dass die einen aufs Land ziehen können und andere, die sehr gerne im Büro sind, auch einen Arbeitsplatz haben. Ich kann mir regelmäßige Tage in der HafenCity vorstellen, wie zum Teamtag* oder zur Personalversammlung. 

*Teamtag: Ein Team hat an einem vorher festgelegten Tag das Büro für sich und kann vor allem Retrospektiven und andere Meetings in den Konferenzräumen unter Berücksichtigung der geltenden Abstands- und Hygieneregelungen persönlich abhalten. 

Sebastian B.: Sehe ich ähnlich. Retros und andere persönliche Meetings stelle ich mir gerne vor Ort vor, um einander auch mal in die Augen schauen zu können. Fachliches kann gerne weiter über Online-Meetings laufen. 

Andreas und Philip, wie sieht für euch das Arbeiten in der Zukunft aus? 

Andreas N.: Ich glaube auch, es wird einen Mischbetrieb geben, aber ich glaube, dass wir mehr virtuelle Räume wie Teamspeak für den ganz niedrigschwelligen Kontakt und den Small Talk nutzen müssen. Das Arbeiten in der Zukunft sollte Flurgespräche einbeziehen. Ich denke aber, das wird sich von selbst weiterentwickeln. 

Mac and Cheese - gibt es manchmal in subshells Küche
Mac and Cheese- gibt es manchmal in subshells Küche (Bild: Texasfoodgawker via Wikimedia/CC BY-SA)

Philip: Für mich liegt die Arbeit der Zukunft im Büro, vorausgesetzt, dass auch andere da sind. In der Küche unterhalte ich mich dann gerne wieder über Mac and Cheese, die ich mir zubereite, während die anderen aus den Büros angeekelt nachfragen, woher der Geruch  kommt. Diese ganzen Nicht-Arbeitsgespräche sollen wiederkommen. Den gesamten Smalltalk, den wir nicht mehr haben, kompensieren wir in Team Weasel aktuell nach der Arbeit alle paar Wochen beim virtuellen Spieleabend. Ich freue mich, wenn ich dann bald wieder hier und da ins Büro reinlaufen und quatschen kann. 

Zum Abschluss, könnt ihr euch noch ein Jahr im Homeoffice vorstellen, Ja oder Nein? 

Philip: Nein. 

Isabelle: Jein, es kommt auf die Umstände an. 

Sebastian B.: Ich kann mir durchaus vorstellen, noch ein Jahr zuhause zu arbeiten, aber es würde mich freuen, wenn alles andere im Alltag wieder halbwegs funktioniert. 

Andreas N.: Ich hätte nichts dagegen.

Hêvi Sari
Hêvi Sari
18.02.21
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